Die MUSIK

Musik ist ein grundlegender Teil der Capoeira. Die Instrumente in einer Roda bestimmen den Rhythmus, in welchem die Capoeiristas spielen müssen. Berimbau, Pandeiro, Atabaque und Agogô stellen die Kenntnisse des Capoeiristas auf die Probe, der seine Verschlagenheit und seine Behändigkeit im Rahmen der Fundamente der Capoeira beweisen muss.
Die Gesänge in der Roda stellen das Kettenglied dar, was die Capoeira mit ihrer Vergangenheit verbindet. Sie erzählen Geschichten, fordern heraus, ehren, sprechen von Liebe und Krieg, Freude und Leid, Siegen und Niederlagen, Hoffnung und Freiheit.
Mit Ladainhas, Corridos und Quadras kann der Capoeira seine Gefühle ausdrücken und seine Energie durch den Gesang an die Roda weitergeben.

Berimbau

Das Berimbau ist ein brasilianischer Musikbogen mit einer Drahtsaite, einem Stab und einem Klangkörper aus einer Kalebasse. Zum Ursprung des Berimbaus ist zu sagen, dass es in seiner Urform als Musikbogen wohl zu einem der ältesten Instrumente der Menschheitsgeschichte zählt.
Die frühesten Belege für einen Musikbogen finden sich nämlich in einer Höhlenmalerei aus der Altsteinzeit, etwa 15000 – 10000 v. Chr. Diese Felsmalereien in den Höhlen Trois Frères (Südfrankreich) stellen tanzende, in Tierhäuten vermummte Zauberer mit Masken dar. Eine dieser Figuren, die als Bison verkleidet ist, hält einen bogenähnlichen Gegenstand in der Hand, über dessen Bedeutung sich die Fachwelt bis heute nicht einigen konnte. Da aus paläolithischen Funden bisher nur Pfeifen bekannt sind, sind sich die Experten nicht im Klaren, ob es sich bei dem dargestellten Objekt um eine Längsflöte oder einen Musikbogen handelt.
Es existieren unzählige Quellen über das Berimbau und seine Urformen, wie zum Beispiel das Umuduri, ein Bogen mit Kürbisresonator aus Ruanda. In Kuba scheint das Berimbau so verbreitet zu sein wie in Brasilien, allerdings unter den Namen sambipandigurogorokikamo und burumbumba.
Durch diese Vielzahl von möglichen Ursprüngen kommt es wahrscheinlich auch, dass es allein in Brasilien außer unter dem populärsten Namen Berimbau auch unter folgenden Namen bekannt ist: urucungoorucungooricungouricungorucungoberimbau de barrigagobomarimbau,bucumbumbagungamacungomatungorucumbo.
Speziell in der Capoeira gibt es drei verschiedene Arten von Berimbaus:

Gunga: Die Berimbaus mit dem tiefsten Grundton werden mit der größten Kalebasse ausgestattet und Gunga genannt. Die Gunga ist der „Chef“ der Roda, sie beginnt als erstes und spielt meist nur den Grundrhythmus. Wenn sie den Rhythmus ändert, müssen die anderen Instrumente nachfolgen.
Médio: Ein Médio ist ein Berimbau mit mittlerem Grundton, die Kalebasse ist ebenfalls mittlerer Größe. Das Médio spielt, wie die Gunga, den Grundrhythmus, aber variiert dabei etwas mehr. Am Anfang der Roda setzt das Médio nach der Gunga ein.
Viola: Die Viola ist das Berimbau mit dem höchsten Ton und der kleinsten Kalebasse. Sie spielt hauptsächlich Variationen, die auf dem Grundrhythmus, der von den anderen Berimbaus gespielt wird, basieren. Am Beginn einer Roda setzt die Viola als letztes der drei Berimbaus direkt vor dem Einsatz des Pandeiros ein.

Pandeiro

Das Pandeiro ist in Deutschland als Schellentrommel bekannt, oder unter seinem französischen Namen, Tambourin. Es besteht aus einem einseitig bespannten Reif aus Holz, der mit Schellen, heute meist in Form von paarweise angeordneten gewölbten Metallplättchen, besetzt ist. Das Pandeiro, oder Tambourin war schon in irischen Vorzeit (als Bodhrán) und in der Musik Ägyptens gebräuchlich und wird in vielen Musikarten und bei Tänzen verwendet.
Auf die Iberische Halbinsel gelangte es durch die Invasion der Mauren im Mittelalter. Durch die Portugiesen gelangte das Pandeiro schließlich nach Brasilien, wo es schon am 13. Juni 1549 bei der Prozession „Corpus Christi“ in Bahia gespielt wurde. Später wurde es vor allem von den afrikanischen Sklaven gespielt, um ihre traditionellen Gesänge zu begleiten. Es kann mit Fingern, Handfläche, Faust oder Schlegel geschlagen werden, wobei je nach Nähe zum Rahmen der kurze harte Schlag auf das Fell oder die Schellen im Vordergrund des Klangs stehen. In der Musik der Capoeira wird das Pandeiro allerdings nur mit den Fingern oder der Handfläche angeschlagen.

Am Beginn der Roda setzt das Pandeiro erst ein, nachdem alle Berimbaus schon angefangen haben zu spielen. Das Pandeiro darf die Berimbaus nicht übertönen.

Atabaque

Atabaque ist die Bezeichnung einer großen Fasstrommel, die einer Conga ähnelt. Allerdings ist sie weniger bauchig und der Umfang nimmt am unteren Ende stärker ab. Meist steht die Trommel auf einem Ständer.
Ihr Fell ist entweder durch Seile gestimmt (Schnur-Pflock-Schnürung) oder durch Schrauben (Schraubspannung). Die Atabaque spielt man aufgrund ihrer Größe immer im Stehen.
Die Atabaque war ein sehr altes Instrument der Perser und Araber und in Afrika weit verbreitet.Allerdings ist es wahrscheinlich nicht von Afrikanern, sondern von Portugiesen nach Brasilien eingeführt worden, um auf Festen und religiösen Prozessionen gespielt zu werden.
Am Anfang einer Roda de Capoeira setzt die Atabaque gleichzeitig oder direkt nach dem Pandeiro ein. Wie die anderen Instrumente, so darf sie nicht lauter gespielt werden als die Berimbaus.

Agogô

imagagogoDie Agogô-Glocke ist ein brasilianisches Perkussionsinstrument. Sie besteht aus zwei miteinander verbundenen länglich-kegelförmigen Metallglocken oder aus den Schalen zweier Paranüsse, die an einen Holzstab geschraubt sind. Die beiden Glocken oder Schalen haben eine unterschiedliche Größe und Tonhöhe. Das Tonintervall kann je nach Verarbeitung des Instrumentes eine Terz, Quarte oder eine Quinte sein.

Beim Capoeira ist das Agogô das letzte Instrument, das am Anfang einer Roda einsetzt.